Erstausstattung für den Nachwuchs: Was braucht mein Kind wirklich?
Neun Monate können sehr kurz sein, um sich wirklich auf das erste Kind vorzubereiten. Dabei ist es durchaus ratsam, sich rechtzeitig Gedanken darüber zu machen, was das neue Familienmitglied braucht – und was das alles kostet.
Tipp: Am Ende des Beitrags habe wir Ihnen eine Checkliste zum Download bereitgestellt.
Einige Tipps vorab
Die grundlegende Frage, wenn es um die Ausstattung für die ersten Lebensmonate des Nachwuchses nach der Geburt geht: Muss wirklich alles neu sein? Die Antwort kann durchaus eine recht pragmatisch sein. In den ersten Lebenswochen wächst ein Kind nämlich so schnell und bewegt sich gleichzeitig so wenig, dass die einzigen Abnutzungen an der Babykleidung durch häufiges Waschen entstehen. Allerdings sind die Klamotten für die Kleinsten üblicherweise ziemlich robust, sodass Gebrauchtware vielfach noch wie neu wirkt, wenn der Erstbesitzer aus ihr herausgewachsen ist.
Ähnliches gilt bei Möbeln: Online können Sie auf Gebrauchtwaren-Börsen oder Kleinanzeigenportalen praktisch zu jedem Zeitpunkt eine große Auswahl wenig benutzter Dinge für den eigenen Nachwuchs finden.
Werdende Eltern können so einen beträchtlichen Teil der Kosten sparen, die bei Neuware anfallen würde, sie tun anderen Eltern einen Gefallen, weil die ihre überflüssig gewordenen Klamotten, Möbel etc. loswerden und sie entlasten zusätzlich die Umwelt, weil durch die Wiederverwertung keine Ressourcen für neue Produkte verbraucht wurden. Second-Hand ist gerade bei Kleidung und Mobiliar eine gute Sache.
Woran Sie sonst im Vorfeld noch denken sollten:
Kleidergröße
- Kaufen Sie die Kleidung in der letzten Schwangerschaftsphase. Erst dann kann der Arzt genauere Aussagen über Geburtsgewicht und -größe machen. Das erspart Ihnen Fehlkäufe, die schon bei oder kurz nach der Geburt nicht mehr passen.
- Stattdessen beim Kauf die Kleidungsstücke direkt eine Nummer größer kaufen. Neugeborene wachsen sehr schnell aus der ersten Garnitur heraus. Wer vorausschauend kauft, erspart sich weitere Einkaufsbummel.
- Teilen Sie die Größe am besten auch Verwandten und Freunden mit. Babykleidung ist ein beliebtes Geschenk zur Geburt, aber auf diese Weise passt sie dann auch wirklich.
Jahreszeit
- Bedenken Sie außerdem die Jahreszeit. Kommt das Kind beispielsweise mitten im Hochsommer zur Welt, müssen die ersten Strampler nicht aus kuschligem Nikki-Stoff bestehen.
Eingewöhnung, Sicherheit und Wohlbefinden
- Egal ob neu oder gebraucht: Was mit dem Baby in Berührung kommt, sollte vor dem Ersteinsatz ohne Weichspüler in der Waschmaschine gelaufen sein.
- Nehmen Sie die Krabbeldecke und Schlafsäcke nach dem Durchwaschen für einige Nächte mit ins Elternbett, damit sie einen für das Baby vertrauten Geruch annehmen.
- Verzichten Sie auf auf Verzierungen (etwa Paillettenmotive) auf der Kleidung. Ihr Kind bemerkt diese ohnehin nicht, stattdessen sind aufwändige Kleidungsstücke deutlich teurer und die Applikationen bergen nicht selten Verletzungsgefahren.
- Kaufen Sie Babykleidung, die sich einfach knöpfen oder wickeln lässt. Das erleichtert Ihnen das An- und Ausziehen und erspart dem Nachwuchs das häufig unangenehme Gefühl, wenn etwas über den Kopf gezogen wird.
Mit diesen grundlegenden Hinweisen im Hinterkopf, können Sie die Erstausstattung dann konkreter angehen.
Das Kinderzimmer
Um das Kinderzimmer zerbrechen sich viele Eltern den Kopf. Dabei ist es eigentlich einfach: In den ersten Monaten muss dieser Raum vor allem praktisch für die Eltern sein, weniger eine Spielzone für den Nachwuchs. Das sind die wichtigsten Aspekte, auf die Sie bei der Einrichtung achten sollten.
Der Boden
Der Bodenbelag, sofern er nicht schon vorhanden ist, sollte vor allem schadstofffrei (Säuglinge und Kleinkinder reagieren darauf besonders empfindlich) und gut zu reinigen sein. Wenn er weich und anschmiegsam sein soll, können Sie einen Spielteppich auslegen – das ist in jedem Fall sehr viel hygienischer als Teppichboden. Laminat ist wegen seiner Feuchte-Empfindlichkeit und Glätte weniger gut. Besser sind Kork(fliesen) und Linoleum. Auch Vinylböden sind geeignet.
Verschiedene Gütesiegel bieten bei der Auswahl eine gute Orientierung. So können Sie sicher sein, dass der neue Boden Ihrem Kind nicht schadet.
Die Farbe
Rings um den Wickeltisch empfiehlt sich der Einsatz abwaschbarer Farbe oder das Überstreichen mit einer sogenannten „Elefantenhaut“ (eine Schutzschicht für Tapeten und Anstriche, die damit ebenfalls abwaschbar werden). Dann ist es auch nicht weiter tragisch, wenn beim Wickeln einmal ein Malheur passiert.
Hier gilt übrigens wie bei den Böden: Finger weg von Produkten, die Kunststoffe und Konservierungsmittel enthalten. Mit Farben, die für Allergiker geeignet sind, dürften Sie hingegen nur wenig falsch machen.
Der Wickeltisch/Die Wickelkommode
Eine Wickelkommode mit weicher Auflage ist natürlich Pflicht. Es darf zudem auch ein wenig Komfort für die Eltern sein: Ein höhenverstellbares Modell schont Ihren Rücken und ermöglicht es Ihnen (zum Beispiel beim nächtlichen Wickeln in erschöpftem Zustand), den Windelwechsel auch im Sitzen durchzuführen.
Ein Wärmestrahler über dem Wickeltisch ist, besonders bei Südräumen, nur für im Winterhalbjahr geborene Babys wirklich notwendig – sollte es dem im Sommer geborenen Nachwuchs ohne einen solchen Strahler trotzdem zu kühl sein, können Sie immer noch nachrüsten.
Die notwendigen Regale in der Umgebung der Kommode sollten nie oberhalb des Wickeltischs montiert werden, damit jedes Risiko ausgeschlossen ist, dass das Kind beim Hochheben mit dem Kopf anstößt.
Das Bett
Die langfristig kostengünstigste Schlaflösung sind Gitterbetten mit Rollen, die sich zum Beistellbett umfunktionieren lassen – normale Beistellbetten und besonders Stubenwagen und Wiegen werden schnell zu klein. Wenn Ihr Kind in einer Wiege allerdings besser schläft oder Sie den Nachwuchs tagsüber nicht unbedingt ins Bettchen legen möchten, können Sie eventuell auch eine ausleihen. Falls Ihr Kind nicht im selben Zimmer untergebracht ist, gehört auch ein Baby-Phone zur Grundausstattung dazu.
Viel Bettwäsche werden Sie für die ersten Monate nicht benötigen, zumal ein Baby-Schlafsack sich als gute Lösung erwiesen hat: Die können die Säuglinge nicht versehentlich über den Kopf ziehen, sie können ihn nicht beiseite strampeln und sie haben es immer angenehm warm, ohne zu überhitzen. Außerdem bieten solche Schlafsäcke eine wirkungsvolle Maßnahme gegen den plötzlichen Kindstod. Kaufen Sie sicherheitshalber einen weiteren zum Wechseln.
Verzichten sollten Sie hingegen auf Kissen, Nestchen oder Betthimmel. Zu groß ist dabei die Gefahr, dass es zu Überwärmung führt und das Baby nicht ausreichend Luft bekommt. Zwei Sätze Bettwäsche plus Spannlaken reichen für den Anfang aus. Empfehlenswert ist außerdem eine wasserdichte Betteinlage.
Sonstige Möbel und Ausstattung
Auch wenn Säuglinge noch nicht sonderlich mobil sind, gehört eine Krabbeldecke zur Erstausstattung dazu. So können sich die Kleinen schon früh daran gewöhnen und haben, sobald sie die Welt um sich herum bewusster wahrnehmen, immer einen vertrauten Rückzugsort.
Mütter (und nach der Stillzeit auch Väter) sollten außerdem eine bequeme Sitzgelegenheit in Erwägung ziehen, um beim Stillen und Füttern für möglichst viel Entspannung zu sorgen. Das kann ein gemütlicher Stuhl sein, eventuell reicht aber auch ein Stillkissen hierfür aus. Wichtig ist, dass sich Eltern und Nachwuchs gleichermaßen wohlfühlen.
Die Mahlzeiten
Die allermeisten Babys werden zumindest in den ersten Wochen gestillt – die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt sogar für die ersten sechs Monate ausschließliches Stillen. Auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung des Babys ist eine umfangreichere Ausstattung für die Mahlzeiten aber in jedem Fall sinnvoll.
Die Grundausstattung sollte dabei Folgendes enthalten:
- Milchpumpe, Fläschchen (mit Aufsätzen für Kinder zwischen 0 und 6 Monaten), ein (elektrischer) Flaschenwärmer, eine Thermobox.
- Um die Fläschchen sauber zu bekommen: ein Wasserkocher, sofern noch nicht vorhanden (um Fläschchen und Aufsätze einzuweichen) und ein Sterilisiergerät. Alternativ können die Fläschchen aber auch einfach ausgekocht werden. Eine Bürste kann unter Umständen ebenfalls hilfreich sein.
- Mullwindeln, die als Spucktücher dienen, oder Ärmellätzchen.
Für die Stillzeit gibt es außerdem einige Hilfsmittel für die Mütter, von Still-BHs über Still-Einlagen bis hin zu Still-Nachthemden. Hier kommt es auch darauf an, was Sie für notwendig halten und womit Sie am besten zurechtkommen.
Die Pflege
Säuglinge sind ziemlich empfindlich und brauchen gerade deswegen besondere Aufmerksamkeit, wenn es um die Pflege geht. Die reicht von den Windeln – immerhin bestehen die ersten Wochen und Monate hauptsächlich aus Schlafen, Essen und Verdauen – über das Badezubehör bis zu Mitteln zur Körperpflege.
- Bei Windeln dürfen Sie ruhig etwas großzügiger planen, davon werden Sie in der ersten Zeit reichlich verbrauchen. Außerdem wichtig: ein gut verschließbarer Müll- oder Windeleimer.
- Zum Säubern Baby-Feuchttücher, Waschlappen und Windelcreme. Bei allen anderen Körperpflegemitteln (auch bei Babyöl) besser vorher den Kinderarzt fragen.
- Badetücher oder Badecapes und unbedingt ein Badethermometer. Ob Sie eine Baby-Badewanne bzw. einen Badeeimer kaufen oder doch lieber zu einem Wannenständer oder -aufsatz greifen, ist in erster Linie Geschmackssache.
- Ansonsten gehört auch „Kleinkram“ wie eine feine Nagelfeile, Watte etc. zur Ausstattung mit dazu. Bei einigen Dingen zeigt spätestens der Alltag, ob diese noch fehlen.
Die Kleidung
Babys sind niedlich und werden es mit entsprechender Kleidung umso mehr. Dass die Kleinen schnell aus dem Herauswachsen, was die Erwachsenen gerne an ihnen sehen wollen, ist dabei oft zweitrangig. Wichtiger als die modischen Aspekte sind allerdings, dass sich der Nachwuchs in seiner Ausstattung wohlfühlt und nicht eingeengt wird. Designs bleiben immer Geschmackssache. Im Kleiderschrank sollte für die Kleinen Folgendes bereit liegen:
- Strampler
- Wickelbodys
- eventuell Hemdchen, vorzugsweise zum Knöpfen
- Jäckchen
- Babysöckchen, Wollschuhe oder gegebenenfalls Strumpfhosen
- Baumwoll-, Wollmützchen oder Sonnenhütchen (je nach Jahreszeit), ein paar Fäustlinge
- Schlafanzüge
- eine Garnitur für draußen
In der Regel passen Säuglingen die Größen 56 bis 68, auch wenn das schnell vorbei sein kann. Im Zweifelsfall sollten Sie Verwandten, Freunden oder Kollegen, die Ihrem Kind Kleidung zur Geburt schenken wollen, eine größere Nummer angeben. Reingewachsen sind die Kleinen nämlich schnell.
Für Unterwegs
Es wird immer wieder Gelegenheiten geben, zu denen Sie mit Ihrem Kind vor die Tür müssen: Verwandtenbesuche, Untersuchungstermine oder schlichtweg die Lust auf etwas frische Luft. Das erfordert mit Kind allerdings einen deutlich größeren Organisationsaufwand – und braucht auch einiges an Ausrüstung:
- Eine hinreichend große Wickeltasche, in der Platz ist für die „überlebenswichtigen“ Dinge wie Windeln, Spucktücher, Wickelunterlage, Babytücher, Wechselkleidung, Fläschchen – und was sonst noch unerlässlich ist.
- Autositz bzw. Babyliegeschale. Die können ebenso teuer wie praktisch sein, es geht aber selbstverständlich auch um den sicheren Transport. Fachjournale liefern dazu regelmäßig Tests, die bei der Entscheidung helfen können.
- Kinderwagen mit Regen- und Sonnenschutz. Je nach Ausstattung des Kinderwagens kann eine zusätzliche Decke und ein Fußsack bei kalten Temperaturen sinnvoll sein.
Säuglinge werden ansonsten gerne getragen, weil sie sich durch die Nähe geborgen fühlen – was aber auf Dauer auch ziemlich anstrengend werden kann. Als Hilfsmittel kommen gewickelte Tragetücher oder Babytragen in Frage, das ist in erster Linie Geschmackssache. Wichtig ist vielmehr, dass das Kind Ihnen den Blick zuwenden kann und dass die Tragehilfe die natürliche Anhock-Spreizhaltung ermöglicht.
Und die Kosten?
Selbst mit Second-Hand-Ware und Geschenken wird die Erstausstattung für das erste Kind selten eine günstige Angelegenheit. Die größten Kostenfaktoren bei der Neuanschaffung sind sicherlich Kinderwagen, Babyliegeschale, Wickelkommode – kurz: logischerweise alle größeren Anschaffungen.
Nach oben hin sind die Grenzen natürlich immer offen, das hängt von der Bereitschaft bzw. den finanziellen Möglichkeiten ab, mehr für die Ausstattung auszugeben. Zur ungefähren Einordnung: Gute Kinderwagen kosten heute zwischen 250 und knapp über 1.000 Euro, im Schnitt muss mit Ausgaben von rund 700 Euro gerechnet werden. Ältere Modelle bieten oftmals hohe Qualität zum kleinen Preis, das gilt zum Beispiel auch für Babyschalen für das Auto.
Insgesamt können die Gesamtkosten für die Erstausstattung individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass diese sich immer in einem vierstelligen Bereich ansiedeln. Mit rund 1.500 Euro lässt sich schon einiges erreichen, mehr geht natürlich immer.
Nicht eingerechnet ist hierbei zum Beispiel ein neues Auto, dass durch den Nachwuchs eventuell angeschafft werden muss. In solchen Fällen ist es ein Kredit eine mögliche Lösung, um alles Notwendige für das Kind und dessen Versorgung zu bekommen.
Checkliste: für Ihre Baby-Erstausstattung haben wir Ihnen eine Checkliste zusammengestellt: (Download öffnet sich in separaten Fenster).